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Strom, Wasserstoff, Benzin oder Diesel, Kraftstoffe im Vergleich

Mit welchem Kraftstoff fährt es sich am besten?

Sprit wird immer teurer, lohnen also Alternativen? Im Vergleich der Kraftstoffe zeigen wir, welcher was bietet und wie hoch die Kosten sind.

Vergleichen lohnt sich. Ist manchmal aber nicht einfach. Klar, wenn mein Diesel acht Liter auf 100 Kilometer verbraucht und der des Nachbarn nur fünf, ist der Fall eindeutig: Ich lasse auf jeden Fall mehr Geld an der Tankstelle. Was aber, wenn die von nebenan einen Toyota Mirai fahren, der für 100 Kilometer ein Kilogramm Wasserstoff benötigt? Eine gute Frage, der AUTO BILD nachgeht.
Dazu haben wir fünf moderne Autos mit fünf verschiedenen Kraftstoffsorten eingeladen. Als Klassiker natürlich einen Diesel, konkret den BMW 218d Active Tourer, sowie einen Benziner, den Honda Civic e:HEV. Als Vertreter des boomenden Elektrosegments fährt der Kia EV6 an den Start.
Ebenfalls elektrisch, aber doch ganz anders: der exotische Toyota Mirai, dessen Brennstoffzelle Strom aus Wasserstoff gewinnt. Im Tank des Dacia Jogger schwappt schließlich LPG. Das Kürzel steht für Liquified Petroleum Gas, hierzulande mit Flüssig- oder Autogas übersetzt.
Alle fünf mussten sich mehrfachen Verbrauchstest unterziehen. Zu der gewohnten AUTO BILD-Runde kamen außerdem eine Tour über Land und eine Autobahnfahrt. Alle drei Verbrauchsrunden wurden dabei einmal gewohnt zügig (nicht forsch) und einmal betont sparsam (nicht lahm) absolviert.
Herausgekommen sind pro Auto sechs Verbrauchswerte, die mehr sagen als tausend WLTP-Versprechen. Versprochen!
Wir haben die Werte für Sie aufgeschrieben und analysiert. Und am Ende haben wir auch einen Sparspezialisten gefunden, auf den Sie vielleicht nicht als Erstes getippt hätten. Aber lesen Sie selbst.

Diesel Perfekt für den Langlauf

Ob man will oder nicht, der Diesel ist der Sparklassiker. Rechnet man Verbrauch gegen Reichweite, ist der vermeintlich altmodische Diesel einfach unschlagbar. Stellvertretend soll hier der Vierzylinder-Selbstzünder aus dem BMW 218d mit 150 PS stehen. In den von uns erfahrenen Tests ging der Bayer – bei sehr defensiver Fahrweise – mit einem Sparverbrauch von 3,9 Liter Diesel über 100 Kilometer aus dem Rennen.

Der Vierzylinder im BMW 218d Active Tourer mit 150 PS ist laufruhig und erstaunlich kräftig. Wer den Gasfuß unter Kontrolle hat, kommt weit.
Nimmt man jetzt die normale Tankgröße von 45 Litern, optional bietet BMW auch einen mit 54 Litern an, würde man bis zu 1150 Kilometer zurücklegen können. Bei dem momentan gesetzten Durchschnittspreis von 1,97 Euro für einen Liter Diesel kostet eine Tankfüllung also knapp 90 Euro.

Etwas anders verhält es sich, wenn man den 218d normal bewegt. Das heißt, auf freier Autobahn die Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h ausreizt und sich auch auf der Landstraße und in der Stadt in dem dort gesetzten Rahmen bewegt. Nach unseren Testfahrten steigt der Verbrauch hier auf im Schnitt 5,5 Liter über 100 Kilometer. Für 100 Euro würde man also nur noch 927 Kilometer schaffen. Wer sich beim Fahren zurückhält, kann am Ende nicht nur die Reichweite verlängern, sondern auch Geld sparen. Auf der AUTO BILD-Testrunde sind es über 100 Kilometer 3,15 Euro.
Das rechnet sich vor allem über die Langstrecke. Wer öfter nur Brötchen holen fährt, riskiert beim Dieselmotor ohnehin einen höheren Verschleiß, Probleme mit verstopften Partikelfiltern – und den Ruf eines Umweltschädlings.

AUTO BILD-Empfehlung

Wenn man als Fahrer wirklich Strecke machen will, dann ist ein Diesel immer noch die beste Option. Aber nicht nur das. Auch was die Leistungsdaten betrifft, taugt der Selbstzünder bei Bedarf für den schnellen Antritt.

LPG ein unverstandener Trend

Seinen Höhepunkt erlebte Autogas 2014. Damals waren in Deutschland eine halbe Million Fahrzeuge mit LPG im Tank zugelassen. Danach ging der Trend zurück. Heute fahren hierzulande noch knapp 334.000 Autos mit Flüssiggas.

Beim LPG-Tanken bedarf es eines Aufsatzes, der an den Tankanschluss geschraubt werden muss.

Dabei hat das Gemisch aus Butan und Propan nicht nur finanzielle Vorteile. Denn trotz eines im Vergleich höheren Verbrauchs reduziert sich, mit Blick auf den Benziner, der Stickoxidausstoß um 80 Prozent und der Ausstoß von Kohlenwasserstoffen um etwa 50 Prozent. 
Viele Fahrzeuge mit LPG-Befeuerung gibt es nicht mehr auf dem Markt. Die meisten sind, wie unser Dacia Jogger TCe 100, bivalent, verfügen also über zwei Tanks und können auch mit Benzin gefahren werden. 

Entscheidend für uns war aber der Verbrauch bei Fahrten mit LPG. Wer verhalten fährt, dem reichen laut AUTO BILD-Testrunde 6,8 Liter für 100 Kilometer, eiligere Naturen sind mit 9,3 l/100 km dabei – macht über ein Drittel Expresszuschlag. Und erleichtert die Börse über 100 Kilometer um etwa 2,50 Euro mehr. Vergleichen wir die Extreme, also Sparfahrt über Land mit linker Spur Autobahn, braucht’s etwa 69 Prozent mehr LPG.  

Letztlich macht der Preis, der aktuell bei gut einem Euro für den Liter liegt, die Sache aber immer interessant. Mit der Tankfüllung von 40 Litern können im besten Fall 597, im schlechtesten 353 Kilometer zurückgelegt werden. Was maximal 10 Euro/100 km kostet.
Allerdings ist LPG nicht an jeder Tankstelle verfügbar. Rund 6000 Zapfsäulen gibt es in Deutschland.

AUTO BILD-Empfehlung

Echte Sparfüchse ohne Allüren werden wohl zwangsläufig bei einem bivalenten LPG-Fahrzeug landen. Denn nicht nur, dass das Flüssiggas preiswert ist, auch der Einstieg in einen Neuwagen dieser Art kann enorm Geld sparen.

Benzin als Vollhybrid richtig clever

Die Uridee des effizienten Fahrens hat ihren Ursprung im Jahr 1997. Toyota brachte seinerzeit mit dem Prius den ersten Vollhybrid. Einen Benziner, der sparsam sein sollte wie ein Diesel.

Reichweite und Antriebsverteilung hat der Fahrer im Honda Civic e:HEV immer im Blick.

Die Idee dahinter war einfach: Der E-Motor sollte beim Anfahren, bei geringen Geschwindigkeiten und bei erhöhtem Kraftaufwand dem Verbrenner helfend zur Seite stehen und so den Spritverbrauch nachhaltig senken. Wann der E-Motor eingreift, entscheidet allein die Elektronik. Die regelt auch, wann der Benziner die Batterie für den E-Motor lädt.

Das hört sich nach Mehrverbrauch an, aber das Gegenteil ist der Fall. Der von uns gefahrene Vollhybrid in Form des Honda Civic e:HEV leistet immerhin 184 PS, verbraucht aber bei sparsamer Fahrweise auf der AUTO BILD-Testrunde lediglich 4,0 Liter Benzin über 100 Kilometer. Ein Wert, den man so sonst nur von einem Diesel kennt.

So kommt man mit den 40 Liter Tankinhalt 1.000 Kilometer weit und bezahlt dafür bei einem momentanen Durchschnittspreis von 1,73 Euro für E10 knapp 70 Euro. Selbst auf der AUTO BILD-Verbrauchsrunde in Normalfahrt hält sich der elektrisch unterstützte Vierzylinder mit durchschnittlich 5,4 Litern vornehm zurück und schafft 740 Kilometer.

Unangenehm wird es erst bei Fahrern im Pedal-to-the-metal-Modus. Im Vergleich zur Bummelfahrt wird dann über 100 Kilometer ein Aufschlag von rund 7,80 Euro fällig und die Distanz verringert sich rechnerisch auf 482 Kilometer

AUTO BILD-Empfehlung

Spitzenleistungen darf man von einem Vollhybrid nicht erwarten. Das Konzept ist vor allem auf Effizienz ausgelegt. Und die erfährt sich bekanntermaßen vor allem mit leichtem Gasfuß. Alles andere macht hier aber auch keinen Spaß.

Strom Rasanz frisst Reichweite

Das Elektroauto soll die Welt retten. Blöd nur, dass die Welt das nicht kapiert. Nicht nur, weil die gelernte Mobilität sich (noch) nicht mit bescheidener Reichweite zufriedengeben will, sondern auch, weil die allgemeinen Gegebenheiten das Projekt E-Mobilität immer wieder an ihre Grenzen stoßen lassen. Das meint nicht nur den Mangel an passenden Ladestationen, sondern auch die durch weltweite Krisenlagen mächtig ins Wanken geratenen Preisstrukturen in fast allen Sektoren.

Die Leistungsdaten des Kia EV6 sind berauschend. Wer sie ausnutzt, kommt aber nicht weit.

Und so wird auch der Strom, vor allem an Schnellladestationen, teurer. Im Durchschnitt werden momentan 75 Cent pro Kilowattstunde verlangt. Wer also mit einem Kia EV6 77,4 kWh RWD unterwegs ist, hat nach unseren Erfahrungen einen Durchschnittsverbrauch von mindestens 12 kWh – bei sehr verhaltener Fahrweise. Mit einer Akkufüllung wären dann rechnerisch 645 Kilometer drin, die etwa 58 Euro kosten. Bei normaler Fahrweise wie im AUTO BILD-Testverbrauch würde die Summe dann aber lediglich für 413 Kilometer reichen. Der Verbrauch steigert sich hier auf 18,7 kWh/100 km.

Wer die Möglichkeiten des 229 PS starken EV6 ausnutzt, als würde er einen gleich starken Benziner fahren, der wird sich bei der Reichweite weiter beschränken müssen. Bei unserem Spitzenverbrauch (23,6 kWh/100 km) reicht der Saft für nur noch knapp 330 Kilometer. 
Also am besten an der hauseigenen Wallbox für 34 Cent pro kWh laden und die Langstrecke in Eile meiden – dann spart man über 100 Kilometer fast vier Euro.

AUTO BILD-Empfehlung

Die Zukunft steht im Zeichen der batterieelektrischen Autos. Doch momentan stört nicht nur der hohe Anschaffungspreis, auch die Infrastruktur an Ladesäulen lässt zu wünschen übrig. Bei der Reichweite wird es besser, aber noch nicht gut.

Wasserstoff der Heilsbringer

Wasserstoffautos sollten einst die Welt retten. Die ursprüngliche Idee war, modifizierte Verbrennermotoren mit dem Gas zu betreiben – sie zündete aber nicht. Anfang des 21. Jahrhunderts kam dann die Brennstoffzelle. Sie war in der Lage, die chemisch gebundene Energie des Wasserstoffs mit einem Wirkungsgrad von 60 Prozent direkt in Strom umzuwandeln, der einen Elektromotor antreibt.

Das Tanken von Wasserstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen ist ein Kinderspiel.

Vorteile des Brennstoffzellen-Konzepts: keine Einbußen bei der Reichweite, keine Wartezeiten beim Tanken und eine intakte Umweltbilanz. Durchgesetzt hat sich die Idee bis heute dennoch nicht. Neben dem Hyundai Nexo bietet aktuell nur Toyota ein Brennstoffzellenfahrzeug an. Mit knapp 66.000 Euro ist der Mirai zwar nicht ganz billig, er beweist aber, wie gut die Technik funktioniert.

Wie für alle Autos gilt auch hier: Wer langsam fährt, kommt weiter. Im Sparverbrauch werden beim 182 PS starken Mirai über 100 Kilometer 0,69 kg Wasserstoff verbraucht. So wären mit einer Tankfüllung von 5,6 Kilogramm immerhin 811 Kilometer zu bewältigen. Wer richtig Gas gibt, steigert den Verbrauch auf 1,79 kg über 100 Kilometer und kommt noch 312 Kilometer weit.

Damit wäre er im Reichweitenbereich der meisten Elektroautos, aber nicht unbedingt kostspieliger. 9,50 Euro für ein Kilogramm Wasserstoff klingen teuer, sind es aber nicht. Im Mirai kosten 100 Kilometer zwischen sieben und zehn Euro. Nicht schlecht. Allerdings gibt es in Deutschland nur etwa 100 Tankstellen.

AUTO BILD-Empfehlung

Wer sich für ein Brennstoffzellen-Auto entscheidet, der muss eine gewisse Leidensfähigkeit haben. Nicht ganz 100 Zapfsäulen gibt es in Deutschland. Zudem ist der Anschaffungspreis recht hoch. Fahrtechnisch gibt es keine Kritik.

Fazit: Immer schön Langsam

Wer langsam fährt, kommt weiter. Diese Regel gilt für alle von uns verglichenen Antriebsarten. Angesichts unterschiedlicher Verbräuche und unterschiedlicher Preise für die einzelnen Treibstoffe kristallisiert sich auf den AUTO BILD-Testfahrten aber am Ende kein absoluter Sparmeister im Fahrbetrieb heraus. Und dennoch: Wer bei der Brennstoffzelle und beim Diesel die Ruhe bewahrt, wird über die Langstrecke das meiste Geld sparen. Gefolgt vom Benziner und dem Flüssiggas. Beim E-Auto kommt es immer darauf an, wo geladen wird.

Quelle: Auto – Bild Zeitung

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